Sackgassen der Bildungsreform (Tagung)

Politische Zwecke – Ökonomisches Kalkül – Pädagogischer Sinn
19./20. April 2013

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Sachlichkeit als Argument

6. Karlsruher Symposium zu aktuellen Fragen der Pädagogik
Montag, 01. Oktober 2012, 10:00 – 18:00 Uhr
Gartensaal des Karlsruher Schlosses
Schlossbezirk 10, 76131 Karlsruhe

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›Kompetenz‹

Auch Sprachspiele kennen Sieger und Verlierer. ›Kompetenz‹ jedenfalls hat es in den letzten Jahren in den Olymp der Modebegriffe geschafft: Allenthalben sprießen ›Kompetenz-Zentren‹ hervor, werden durch ›Kompetenz-Netzwerke‹ die viel beschworenen ›Synergieeffekte‹ nutzbar gemacht. Politiker scharen in Wahlkampfzeiten ganze ›Kompetenz-Teams‹ um sich, und ein großer deutscher Haushaltsgerätehersteller tauft sogar einen Herd auf den Namen ›Competence‹. Ratgeberliteratur widmet sich dem ›kompetenten Säugling‹ und im Zeichen der demographischen Entwicklung erscheint ›kompetentes Altern‹ mehr als nur als ein Lifestyleaccessoire. Gewiss tragen auch die erziehungswissenschaftlichen Fachdiskurse, in denen der Begriff ein fruchtbares Biotop fand, zu dieser Popularität bei. (Vgl. Medienkompetenz, soziale Kompetenz, kommunikative Kompetenz, Handlungskompetenz, Fachkompetenz, Methodenkompetenz bis hin zur Inkompetenzkompensationskompetenz).

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›Module‹

»Die Module spiel’n verrückt …« — Vielen Universitätsangehörigen klingt dieser Tage wieder der 80er Jahre Song »Computerliebe« (1984) von Paso Doble schmerzlich in den Ohren, der damals im Zuge der ›Neuen Deutschen Welle‹ die Spitze der Hitparaden erklomm. In deutschen Universitäten wird gegenwärtig ständig von Modulen gesprochen. Durch die Umstrukturierung der Studiengänge in solch thematisch gebündelte Lehreinheiten, der jeweils ›passende‹ Lehrveranstaltungen zugeordnet werden, verkommt ihr Inhalt beinahe zur Nebensache, da er von einem trivialen äußeren Zweck überlagert wird. Schließlich ist die Anrechenbarkeit eines Seminars oder einer Vorlesung für den noch fehlenden Modulbereich mittlerweile von weit größerem Interesse als ihr vermeintlicher Bildungswert.

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›zukunftsfähig‹

Was waren das für Zeiten, als das Wörtchen ›neu‹ in der Werbung noch unser Begehren kitzeln konnte und das Aufsatzthema: »Wie stelle ich mir das Jahr 2000 vor?« die Phantasie von Grundschülern beflügelte? Alle waren damals sicher, dass die Kinder heute mit Raumschiffen zur Schule fliegen würden, denn die Zukunft war mit Wünschbarkeiten zu bevölkern und der goldene Erfüllungsweg hieß Fortschritt.

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Große Aufregung über große Lücken

Große Aufregung herrscht aktuell über eine neue Studie zur Lese- und Schreibkompetenz (genauer: Inkompetenz) von Studierenden. Nur würde man die Studie gerne lesen, bevor man zu einem eigenen Urteil kommt.

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›Bildungsverlierer‹

Die semiotischen Genlabors der Reformer starten einen neuen Freilandversuch: Über Fachzeitschriften, Nachrichtenredaktionen und Feuilletons streuen sie den Terminus ›Bildungsverlierer‹ in die diskursiven Biotope einer bildungshysterischen Gesellschaft. Dort findet er einen fruchtbaren Boden vor und schlägt Wurzeln in Gestalt einer Geste sozialer Zuwendung zu den Schwachen, deren Not er vermeintlich aufdeckt und schonungslos benennt. Tatsächlich ist

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›Netzwerken‹

Nein, da ist kein »n« zuviel. Es handelt sich nicht um Netzwerke, also die Mehrzahl von Netzwerk, sondern wir reden über eine Tätigkeit, eine Handlung, die man neuerdings als »Netzwerken« bezeichnet. Es geht ferner auch nicht um Technik, sondern um Menschen. Die Glosse ist also nicht versehentlich hier gelandet. Genauer ist von zwischenmenschlichen Beziehungen die Rede, nur unter ganz bestimmten Vorzeichen, die der voranschreitenden ökonomisch-technokratischen Ausgestaltung unserer Gesellschaft geschuldet sind. ›Netzwerken‹ kann man sowohl privat als auch beruflich bzw. professionell, nur scheint der Unterschied allmählich zu verwischen.

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›Teilhabe‹

»We cannot allow that everybody does as he pleases.« (Günther Oettinger)

Wer schon einmal versucht hat, in Schulen, Kindergärten oder Universitäten kleinere Verbesserungen vor- oder größere Verschlechterungen auszuschlagen, wird sich schnell vor unüberwindliche Hürden gestellt sehen, die immer dann errichtet werden, wenn es darum geht, engagierte KollegInnen, kritische Studenten, wache Schüler oder nörgelige Eltern zu zermürben. Die Klassiker unter den Zauberformeln entspringen den Dispositiven a. der fehlenden finanziellen Mittel, b. der Versicherungstechnik, c. des Sachzwangs und schließlich d. der moralischen Delegitimation und Skandalisierung. Ihrer fundamentalen Bedeutung wird beispielsweise dadurch Rechnung getragen, dass ein komplettes Basismodul im Bachelor-Studiengang ›educational engineering and development‹ an der FH Brolinghausen for applied science dem Kompetenzerwerb im Bereich ›outspeech-design‹ und ›queerulation-management‹ gewidmet ist.

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›Elfenbeinturm‹

Schon von Salomo wird er besungen, der legendäre ›Turm von Elfenbein‹. Viele Mythen ranken sich um das Weiße Gold, dessen Wert sich vor allem daraus ergibt, dass es in reiner Form so selten zu finden ist. Strahlend und makellos sollten die Zähne der Dickhäuter sein, von denen nicht wenige für päpstliche Schatzkammern, kunstvolle Schnitzereien oder Billardkugeln sterben müssen. Das biblische Symbol edler Reinheit und Unberührtheit wird im Zuge seiner neuhumanistischen Umdeutung zur ideellen Heimat der Akademiker und Höhergebildeten, die mit Humboldt einen Schutzraum für Bildung proklamieren, der in vollständiger Abwesenheit allen Zwanges und staatlicher Verwertungsinteressen eine unbeeinträchtigte Konzentration auf das Wesentliche, nämlich die reine Wissenschaft ermöglichen soll.

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