Veröffentlicht am 28.09.15
Der Bildungs-Rat der Gesellschaft für Bildung und Wissen
An den Leser!
Nun schon geraume Zeit hat die Gesellschaft für Bildung und Wissen (GBW) darüber diskutiert, ob und wie neben die inzwischen bemerkenswert wirksame Kritik an den gegenwärtigen Reformen aus den Reihen seiner Mitglieder auch ein konstruktiver Text zu der in den Augen der GBW notwendigen Reform gestellt werden kann. Aus der Mitgliedschaft wurde immer stärker der Wunsch laut, zumindest zu versuchen, eine Alternative zu entwerfen.
Wie es im Verfolgen von Bildung und Wissen nicht anders sein kann. Die GBW vermag so viele engagierte Menschen anzusprechen, indem sie bestimmt negiert, was seit Jahren in Schulen und Universitäten als Weg der Verbesserung propagiert und machtvoll – oft gegen die Betroffenen – durchgesetzt wird.
Die Irrationalität der Reformen ist für all die mit Händen zu greifen, die das gut Gemeinte noch nicht mit dem Guten verwechseln und die sich eine realitätsnahe Haltung bewahrt haben. Wer das Versprochene mit dem Realisierten konfrontiert und im Bewusstsein gehalten hat, welchen ureigenen Zielen und Aufgaben das Bildungssystem zu dienen hätte, kann nur eine Missbildung feststellen.
Zugleich sind in unserer Mitgliedschaft und auch im Beirat viele aktiv geworden, die jenseits der einander verbindenden Kritik nicht unbedingt derselben bildungspolitischen „Konfession“ angehören. Unter uns sind harte Vertreter der Einheitsschule wie solche des Gymnasiums, „linke“ wie „konservative“ Pädagogen, Reformpädagogen und Kritiker der Reformpädagogik usf.
Dass wir überhaupt mit dieser Mischung leben können und zunehmend Einfluss gewinnen, hängt wohl an den gemeinsamen Überzeugungen, dass nämlich das öffentliche Erziehungs- und Bildungssystem zu bewahren und angemessen auszustatten ist und dass es vor allem die Aufgabe besitzt, der nachwachsenden Generation erschließendes Weltwissen und mit ihm Mündigkeit zu vermitteln und ermöglichen.
Aber was das jeweils konkret bedeutet, darüber wird in der GBW sicherlich unterschiedlich nachgedacht und geurteilt. Die GBW ist keine Partei und will auch keine werden, sie benötigt deswegen auch kein „Programm“.
Auf der Basis der keineswegs unentschiedenen Parteinahme für Bildung und Wissen erschien es uns dennoch geboten zu sein, zu prüfen, ob wir als Gesellschaft in der Lage sind, so etwas wie eine gemeinsam getragene Perspektive in grundlegenden Fragen der Reorganisation des Bildungswesens zu formulieren.
Sinnvoll ist so etwas freilich nur,
- wenn man dabei vermeidet, allein alles „Gute, Wahre und Schöne“ zu postulieren,
- wenn man nicht aus Angst, jemanden nicht „mitzunehmen“, zu allem etwas sagt
- oder wenn schließlich die Losung nicht lautet, den minimalen gemeinsamen Punkt zu finden, auf den alle sich einigen können; womit dann nichts mehr zu sagen bliebe, was Profil besitzt.
Als Vorsitzender der Gesellschaft bin ich vor zwei Jahren initiativ geworden und habe für den Vorstand ein Exposé geschrieben, das dann dort diskutiert wurde. Anschließend habe ich einen Entwurf mit der Maßgabe vorgelegt, dass der Vorstand und einige in diesen Dingen besonders engagierte Beiratsmitglieder an diesen Entwurf Hand anlegen, ihn korrigieren, ergänzen, kürzen.
Dieser Prozess ist nun mit dem vorliegenden „Bildungs-Rat“ abgeschlossen. Er erscheint als eigene Broschüre sowie auf unserer Homepage, und er wird dort um Modelle, an denen gezeigt werden kann, wie der Rat in der Praxis umgesetzt werden kann, ergänzt. Einige unserer Mitglieder haben bereits zugesagt, uns solche Modelle zur Verfügung zu stellen. Wir wären sehr froh, wenn aus unserem Kreis weitere Vorschläge gemacht und eingebracht werden.
Der vorliegende Text hat trotz der vielen Anregungen und Korrekturen, die er erfahren hat, die Handschrift seines Verfassers behalten. Form und Inhalt wären bei einem anderen Autor sicherlich andere geworden. Freilich zeigt die Rückmeldung aus der Mitgliedschaft, dass die Aussagen in Kern und Ausrichtung weitgehende Zustimmung gefunden haben. Mit ihr verantworte ich als Präsident der Gesellschaft diesen Text. Er taugt hoffentlich als eine exemplarische Argumentation für die konstruktiven Ziele der Gesellschaft, gerade indem mit ihm keine unverfänglichen Konsensformeln entfaltet werden. Mit seinen Akzentsetzungen umfasst er freilich nicht das Spektrum an Positionen und Anliegen innerhalb der Gesellschaft. Die Diskussion ist mit ihm deswegen nicht beendet und vielleicht motiviert er von daher dazu, bewusst Ergänzungen vorzutragen.
Die Kapitel:
I Ausgangspunkte der Kritik
II Die bildungspolitische Rahmung unseres BildungsRates
III Eine pädagogische Vorstellung von Bildung und Erziehung
IV Was heißt also Bildung?
V Was bedeutet Bildung für die Didaktik und den Unterricht?
VI Lehrer und ihre Ausbildung
Das gesamte Dokument als PDF: A. Gruschka: Der Bildungs-Rat der GBW
Tags: Der Bildungs-Rat derGBW > empirische Bildungsforschung > Lehren und Lernen > Lehrerausbildung
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