Veröffentlicht am 09.11.14

Die Babylonische Gefangenschaft des Ministeriums für Bildung und Forschung

Fünfhundert Millionen Euro stecken Bund und Länder in die Lehrerbildung. Doch das Programm steht ganz unter der Kontrolle einer wissenschaftlichen Mode: der empirischen Bildungsforschung.

Der Stifterverband und McKinsey schlagen Alarm: Die Qualität der Lehrer-Bildung habe sich zwischen 2010 und 2012 verschlechtert, die leistungsstärksten Studenten wollen nicht Lehrer werden, heißt es im kürzlich veröffentlichten ‘Hochschul-Bildungsbericht’. Und wie es sich für eine Studie dieser Herkunft gehört, attestiert sie ‘dringenden Handlungsbedarf’. Was der Stifterverband und McKinsey verschweigen: Es wird schon längst gehandelt. Nicht zuletzt aufgrund des gewaltigen Drucks, den die gesamte Zunft der empirischen Bildungsforscher mit Hilfe von Institutionen wie dem Stifterverband auf die deutsche Bildungspolitik ausübt – insbesondere zum eigenen Nutzen.

Fünfhundert Millionen für die Lehrerbildung

Am 12. April 2013 vereinbarten Bund und Länder ein gemeinsames Programm ‘Qualitätsoffensive Lehrerbildung’ gemäß Artikel 91b des Grundgesetzes. Mit ihm ist es erlaubt, dass der Bund sich in einem Bereich engagiert, für den er selbst eigentlich nicht zuständig ist. Für die chronisch unterfinanzierten Hochschulen ist das Programm – nach einem entsprechenden für die Forschung und dem ‘Hochschulpakt 2020’ – eine unwiderstehliche Verlockung, um an Geld zu kommen. Ohne diese Programme wäre ihre finanzielle Lage noch desolater. Das Volumen des Projektes – fünfhundert Millionen Euro – ist beeindruckend und versetzt die Universitätsmanager in helle Aufregung. Die Förderung erstreckt sich über zehn Jahre. Die Länder sollen entsprechend ihrer Aufgaben in der Lehrerbildung proportional bedacht werden. Die bereits gebildete Auswahlkommission hat es allerdings in der Hand, das Geld auch etwas anders zu verteilen, wenn beispielsweise in ihren Augen die Länder nicht ihrem vorgesehenen Anteil entsprechend genügend ‘förderungswürdige’ Projekte beantragen sollten.

Das Programm ist eingebettet in ein großes Projektentwicklungsschaulaufen, zu dem die Hochschulen nach Bekanntgabe im April 2013 bereits gestartet sind. Sie sollen wie üblich eine Stärken- und Schwächenanalyse vorlegen, um daraus abzuleiten, mit welchen neuen Projekten sie ihre Lehrerbildung ‘nachhaltig’ mit einem absehbaren ‘Mehrwert’ gegenüber der Ausgangslage verbessern wollen. Die Projekte werden begleitet durch Maßnahmen des Qualitätsmanagements mit Blick auf Kooperationssynergien.

Der ganze Beitrag als PDF: Gruschka_Klein: Die babylonische Gefangenschaft des Ministeriums für Bildung und Forschung