›Netzwerken‹
Nein, da ist kein »n« zuviel. Es handelt sich nicht um Netzwerke, also die Mehrzahl von Netzwerk, sondern wir reden über eine Tätigkeit, eine Handlung, die man neuerdings als »Netzwerken« bezeichnet. Es geht ferner auch nicht um Technik, sondern um Menschen. Die Glosse ist also nicht versehentlich hier gelandet. Genauer ist von zwischenmenschlichen Beziehungen die Rede, nur unter ganz bestimmten Vorzeichen, die der voranschreitenden ökonomisch-technokratischen Ausgestaltung unserer Gesellschaft geschuldet sind. ›Netzwerken‹ kann man sowohl privat als auch beruflich bzw. professionell, nur scheint der Unterschied allmählich zu verwischen.
›Teilhabe‹
»We cannot allow that everybody does as he pleases.« (Günther Oettinger)
Wer schon einmal versucht hat, in Schulen, Kindergärten oder Universitäten kleinere Verbesserungen vor- oder größere Verschlechterungen auszuschlagen, wird sich schnell vor unüberwindliche Hürden gestellt sehen, die immer dann errichtet werden, wenn es darum geht, engagierte KollegInnen, kritische Studenten, wache Schüler oder nörgelige Eltern zu zermürben. Die Klassiker unter den Zauberformeln entspringen den Dispositiven a. der fehlenden finanziellen Mittel, b. der Versicherungstechnik, c. des Sachzwangs und schließlich d. der moralischen Delegitimation und Skandalisierung. Ihrer fundamentalen Bedeutung wird beispielsweise dadurch Rechnung getragen, dass ein komplettes Basismodul im Bachelor-Studiengang ›educational engineering and development‹ an der FH Brolinghausen for applied science dem Kompetenzerwerb im Bereich ›outspeech-design‹ und ›queerulation-management‹ gewidmet ist.
›selbstregulierter Lerner‹
Wenn die Stimmen der Alten endgültig verstummt sein werden, wenn die feinen begrifflichen Unterscheidungen und pädagogischen Sach-Ansprüche verklungen, wenn das Haus der Akademischen Pädagogik — final entrümpelt und totalsaniert — ausschließlich von alerten Bildungsforschern bewohnt sein wird, wenn also die Bologna-Natives die Schlüsselpositionen in Universitäten, Schulen und Kinderganztagesstätten besetzt haben werden, bricht der Hohe Mittag an, die Stunde der reinen Transparenz, die von keinem Schatten getrübt, von keiner Dialektik in Spannung versetzt, von keinem Zweifel mehr aufgestört werden könnte. Die Eschatologien der Kompetenz, der Methodenorientierung, der Effizienz, der internationalen Vergleichsstudien, der Quantifizierung von Qualität, des Outputs übererfüllen sich im homo superior, nein, im Messias der Messis, dem selbstregulierten Lerner.
Ich weiß etwas, was Du nicht weißt
Wir leben in einer Wissensgesellschaft. Kaum ein Satz geht so leicht über die Lippen, wie dieser. Und kaum ein Satz bleibt so unwidersprochen wie dieser.
Von Univ. Prof. Dr. Konrad Paul Liessmann.
Die Illusion der Statistiker
Seit einem Jahrzehnt vermessen die Pisa-Studien den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern. Die statistische Methode beansprucht Exaktheit, entzieht sich aber dem wissenschaftlichen Diskurs.
Gastbeitrag von Prof. Dr. Thomas Jahnke, Universität Potsdam
Bildung als Freiheitsrecht
Bildung gehört nicht zu den klassischen Gegenstandsbereichen der Sozialethik. Ein Grund dürfte im personalen Charakter der Bildung zu suchen sein, der sich vordergründigen strukturethischen Überlegungen zunächst einmal verschließt. Die ethische Reflexion über die pädagogische Beziehung ist vorrangig eine individualethische Aufgabe, die ihren Ort in einer eigenen pädagogischen Bereichsethik hat.
Ich weiß etwas, was du nicht weißt.
Über den Mythos der Wissensgesellschaft
Sendung des SWR2 Aula. Von Konrad Paul Liessmann. (Mediathek, MP3-Audiofile)
Die vertagte Demokratie – zur politischen Dimension der öffentlichen Meinung
Die Frage nach der öffentlichen Meinung beschäftigt den französischen Philosophen und Begründer der Dekonstruktion, Jacques Derrida (1930-2004) in seinem Essay Die vertagte Demokratie. Der Text erscheint im Jahr des Mauerfalls 1989 — eine Zeit politischer Umbrüche, die nicht erahnen ließ, welche Herausforderungen noch auf das neue Europa zukommen würden. Die Wahrheit auch gegen mögliche Widerstände öffentlich auszusprechen ist das geistige Erbe der Aufklärung.
Kölner Symposion großer Erfolg
„Verschwinden in der Sichtbarkeit – Demokratie setzt aus“: Unter diesem Titel hat das Institut für Bildungsphilosophie der Universität zu Köln in Kooperation mit der Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. (GBW) am vergangenen Wochenende ein Symposion ausgerichtet, das sehr großen Anklang gefunden hat. Namhafte Referenten aus der Erziehungswissenschaft und politischen Bildung haben am ersten Tag
Übergänge zwischen allgemeinbildender und beruflicher Schule
Kaum ein Thema steht so sehr im Fokus des bildungspolitischen Diskurses wie das der schulischen Übergänge innerhalb des bundesrepublikanischen Bildungssystems. Dabei erregen sich die Gemüter betroffener Eltern, beteiligter Lehrer, evaluierender Professoren und um Macht und Einfluss ringender Bildungspolitiker, zumal in Wahlkämpfen, besonders dann, wenn es um den Übergang von der Primarstufe in die Sekundarstufe I geht.
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