Veröffentlicht am 11.11.23

Unterricht mit Tablet – Bildung mit Brett vor dem Kopf?

Von der Nichtdigitalisierbarkeit personaler Lehr-Lern-Dialoge

Von Jürgen Rekus

Die Idee, dass man Menschen etwas durch das Internet auf effektive Weise beibringen kann, geistert nicht nur im World Wide Web und in den Köpfen der Digitaleiferer herum, sondern auch an höchster Stelle im deutschen Bildungswesen. Seit mehr als 30 Jahren folgen zahlreiche digitale „Bildungsoffensiven“ aufeinander, die von den wechselnden Bildungsministerien mit vielen Milliarden Euro ausgestattet wurden. Im jüngsten „Digitalpakt“ wurden „seit Beginn der Laufzeit 2019 Bundesmittel von 1,2 Milliarden Euro für den Ausbau der digitalen Infrastruktur an Schulen ausgegeben und laufende Projekte im Umfang von 2,4 Milliarden Euro bewilligt. Rund 16.000 Schulen profitieren deutschlandweit davon. … Das Ziel, dass bis Ende 2021 die Hälfte der im Basis-Digitalpakt zur Verfügung stehenden fünf Milliarden Euro verplant sein sollen, wurde fast erreicht“ (1)

Die Bereitstellung und Verausgabung dieser Mittel orientiert sich an den Ideen und Anregungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (SWK). „Die SWK ist davon überzeugt, dass das Bildungssystem der Bundesrepublik Deutschland so rasch wie möglich in die Lage versetzt werden muss, aktiv die Anforderungen einer digitalisierten Welt zu bewältigen und ihre Möglichkeiten zu nutzen. Nur so können junge Menschen auf (künftige) Erfordernisse in Schule und Beruf vorbereitet werden und aktiv gesellschaftliche Prozesse mitgestalten. Die Corona-Pandemie hat die Dringlichkeit in allen Etappen des Bildungssystems verstärkt, digitale Medien für Bildungsprozesse von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen besser zu nutzen. Die SWK empfiehlt daher Maßnahmen, die in den kommenden Monaten und Jahren unternommen werden müssen, um erfolgreiche Lehr- und Lernprozesse in einer digitalisierten und für eine digitalisierte Welt zu ermöglichen. Aufgrund der Komplexität des Themas konzentriert sich das Gutachten auf akute Herausforderungen und konkrete Empfehlungen für deren Bearbeitung in den zentralen Bildungsetappen – frühe Bildung in der Kita, allgemeinbildende Schule, berufliche Bildung und Hochschule – sowie für die Lehrkräftebildung“ (2) .

Dazu gehört die Anschaffung einer entsprechenden technischen Infrastruktur. Für den vorschulischen Bereich bedeutet das: „Die Ausstattung aller frühpädagogischen Einrichtungen mit digitalen Technologien (Digitalkamera, PC/Laptops, Tablets etc.) zur Nutzung durch Fachkräfte und durch Kinder (ab drei Jahren) gemeinsam mit den Fachkräften sollte forciert werden“ (3) . Im schulischen Bereich sind entsprechende Geräte wie PCs und Tablets zwar häufiger vorhanden, aber es fehle noch an entsprechender nutzerfreundlicher Software. „Um lernwirksame digital gestützte Unterrichtsangebote zu entwickeln und umzusetzen, benötigen Lehrkräfte einen kohärent organisierten Zugriff auf eine reichhaltige Auswahl an qualitätserprobten, adaptierbaren digitalen Lehr-Lernmaterialien und digitalen Werkzeugen“ (4) .

(Aus: Kuypers, Harald W. (Hg.): Pädagogisch Handeln, Bonn 2023, S. 205 – 220)

Der ganze Text als PDF (15 S.): Jürgen Rekus: Unterricht mit Tablet – Bildung mit Brett vor dem Kopf?

Links und Quellen

  1. Bundesbildungsministerium 2022: https://www.bmbf.de/bmbf/shareddocs/pressemitteilungen/de/2022/02/040322-digitalpakt.html, aufgerufen am 14.10.2022.
  2. SWK 2022a (Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz): Digitalisierung im Bildungssystem: Handlungsempfehlungen von der Kita bis zur Hochschule, Zusammenfassung. Bonn 2022, S. 1.
  3. SWK 2022b (Ständige Wissenschaftliche Kommission der Kultusministerkonferenz): Digitalisierung im Bildungssystem: Handlungsempfehlungen von der Kita bis zur Hochschule, Bonn 2022, S. 34
  4. ebd., S. 49