Veröffentlicht am 21.05.17

Neoliberale oder linke Bildungspolitik?

Nach dem Willen der OECD sollen die europäischen Bildungssysteme ihre Eigentümlichkeiten verlieren, um international genormtes Humankapital hervorzubringen. Paradox, dass ausgerechnet von links mit der Parole vom „gemeinsamen Lernen“ die konsequenteste Hingabe an dieses Prinzip kommt.

Ein Gastbeitrag von Hans-Jürgen Bandelt.

Was rechts und links sind, weist die traditionelle parlamentarische Sitzordnung aus. Ganz links ist Die Linke und ganz rechts könnte ‚Die Rechte‘ sitzen, aber was rechts ist, gibt sich lieber mittig oder völkisch. Außerdem – was ist heute rechts? ‚Konservativ‘ war einmal, heute müsste es heißen: ’neoliberal‘.

Denn war einst ‚konservativ‘ an das unternehmerische Besitzbürgertum, das die Macht ausübte, geknüpft, so ist heute die Macht globaler und diffuser verteilt und mit dem transnationalen Finanzkapital und den Großkonzernen eng verbunden. Deren Programm und Ideologie ist der Neoliberalismus, der in den Anfängen von dem Schauspieler Ronald Reagan und der „Eisernen Lady“ Margaret Thatcher verkörpert wurde. Das internationale Medium seiner Verbreitung ist die OECD mit ihrer Humankapitaltheorie.

Was heißt „gemeinsam“ in der Realität?

Nach Willen der OECD sollen die europäischen Kulturräume und ihre Bildungssysteme ihre Eigentümlichkeiten verlieren, um international genormtes und optimal verwertbares Humankapital hervorzubringen. Die Testindustrie um PISA hat es schließlich geschafft, die nationalen Bildungssysteme dementsprechend neu zu lenken.

„Das Perfide am´Neoliberalismus ist, dass er oft im Gewand der wirtschaftlichen Vernunft auftritt. Doch längst hat er alle Lebensbereiche durchdrungen“ – Harald Staun, F.A.Z., 26.10.2015

‚Links‘ sollte für moralische Leitbilder eines universellen Humanismus einstehen, der die prinzipielle Gleichwertigkeit aller Menschen in einer demokratischen Gesellschaft zum Ziel hat. Das ist nicht mit einer neoliberalen Agenda vereinbar, die den Menschen verzweckt, ihn seiner Moral und Sinnsuche beraubt. Da ist es paradox, dass von links die konsequenteste Hingabe an die von der OECD vorgedachten Prinzipien im Bildungsbereich mit der Parole vom gemeinsamen Lernen kommt – wie etwa im Wahlprogramm Der Linken:

„Eine gute Schule für alle ist eine Schule in der das längere gemeinsame Lernen individuell und gemeinschaftlich so gestaltet wird, dass sich die Kinder und Jugendlichen zu mündigen, lebensfrohen, friedfertigen, weltoffenen und kompetenten Bürgerinnen und Bürgern entwickeln“.

Wieso macht das längere gemeinsame Lernen lebensfroh, friedfertig und offen für die Welt? Was heißt „gemeinsam“ in der Realität? Die OECD hat die Einheitsschule immer wieder eingefordert und auch die Inklusion. Das setzt Die Linke um, denn sie „will die inklusive Gemeinschaftsschule für alle anstatt eines mehrfach gegliederten Schulsystems“. Selbst eine Förderung von leistungsstarken Schülern, wie jetzt von ministerieller Seite angedacht, löst bei GEW wie Der Linken den Elitenabwehrreflex aus: alle Schüler seien inklusiv zu fördern, Gruppenförderung hingegen sei Ausgrenzung.

 

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