Veröffentlicht am 18.05.12

Musik ohne Noten und Goethe ohne Deutsch

Gastbeitrag von Heike Schmoll

Was sich derzeit in Dänemark abspielt, ist ein Menetekel für alle Versuche, ausgerechnet Universitäten durch forschungs- und wissenschaftsfremde Verwaltungen zugrunde zu richten.

Selten hat die dänische Öffentlichkeit so erbittert über Hochschulen und die Zukunft der Geisteswissenschaften debattiert wie in den vergangenen Monaten. Entzündet hat sich der Schlagabtausch in den großen Tageszeitungen am Beitrag einer deutschen Professorin, die 2009 als Historische Musikwissenschaftlerin durch ein Headhunting-Verfahren an die Universität Aarhus berufen wurde. Linda Maria Koldau hat in der Zeitung „Politiken“ im vergangenen Juni nicht nur das Niveau der dänischen Hochschulausbildung kritisiert, sondern auch den fachlichen Cocktail der
Musikwissenschaft. In Aarhus werde in einen zweijährigen Studiengang alles hineingepresst: Historische und Systematische Musikwissenschaft, Schulmusik mit Praxis in Klavier, Gesang und einem weiteren Instrument, Musikpädagogik, Popularmusik, neuerdings auch Musikproduktion. Die Studenten seien frustriert, weil sie gar nicht alles schaffen könnten, ihnen würden stattdessen Stressbewältigungskurse angeboten. Jedes einzelne dieser Fächer studiere man in anderen Ländern zwei bis drei Jahre, in Aarhus indessen alle Fächer in derselben Zeit. Dominierend seien Populärkultur und Kulturtheorie, also eine Art Systematischer Musikwissenschaft, und das auf dem niedrigsten Niveau, hatte Frau Koldau kritisiert. …

Der vollständige Beitrag als PFD:  Heike Schmoll: Musik ohne Noten

(FAZ, 26. April.2012, Nr. 98 , S. 8 )