Veröffentlicht am 14.01.16

Kunst um der Kunst Willen?

Die OECD sucht den Nutzen der Kunstpädagogik – und findet ihn nicht

Wenn die OECD  sich des Kunstunterrichts annimmt, gilt es aufzumerken: Seit den PISA-Studien steht die OECD für ein reduktionistisches, funktionalistisches Bildungsverständnis, das über die PISA-Tests zur faktischen Norm von Unterricht geworden ist. Dem liegt ein ökonomistisches Welt- und Menschenbild zugrunde, das den Menschen als Funktion der globalen Wirtschaft versteht, an deren Logik und Zwänge er sich anzupassen habe. Eben diese Anpassungsfähigkeit nennt die OECD Kompetenz. Und daher steht für die Bildungsökonomen der OECD schon seit ihrer ersten Konferenz zur Bildungspolitik von 1961 das „Erziehungswesen […] nun gleichwertig neben Autobahnen, Stahlwerken und Kunstdüngerfabriken.“ Es sei daher genauso notwendig, „Menschen für die Wirtschaft vorzubereiten wie Sachgüter und Maschinen.“ (OECD 1961, S. 40) Insofern sind zunehmenden Klagen, dass die Konzentration von Unterricht auf PISA-relevante „Kompetenzen“ die Belange der künstlerischen und gestalterischen Fächer vernachlässige und sie an den Rand dränge, nur eine logische Folge einer von der OECD durch „soft governance“ gesteuerten Bildungspolitik. (Vgl. Krautz 2013a) Zugleich aber steht seit längerem zu befürchten, dass die OECD genau diese Klagen aufgreift, um eben auch nach dem Nutzen der Kunst zu fragen, sieht sie doch „Kreativität“ und „Flexibilität“ als wichtige „Kompetenzen“ des Humankapitals in einer innovationsgetriebenen Wachstumsökonomie mit ihrer Notwendigkeit der dauernden „kreativen Zerstörung“ (Schumpeter). Da wäre die Kunst eine willkommene Ressource, wie dies Boltanski und Chiapello (2006)  shon für die Rezeption des Kunstdiskurses durch neoliberale Managementlehren in den 1960/70er Jahren analysiert haben.

Der ganze Beitrag als PDF: J. Krautz: Kunst um der Kunst willen

Quelle: Jochen Krautz: Kunst um der Kunst Willen? Die OECD sucht den Nutzen der Kunstpädagogik – und findet ihn nicht. In: IMAGO. Zeitschrift für Kunstpädagogik, H.1/2015, S. 80-83