Veröffentlicht am 18.12.12

Irrwege der Unterrichtsreform

Die ernüchternde Bilanz eines utilitaristischen Imports: Entpersonalisierung und Banalisierung der Bildung

Die Einführung von PISA im Jahre 2000 wirkte insbesondere im deutschsprachigen Raum wie ein Schock, der die Voraussetzung für einen radikalen Paradigmenwechsel in der Bildungsarbeit im Rahmen einer Ökonomisierung der Bildung schaffte. Das europäische Grundverständnis von der Zielsetzung und philosophischen Begründung jeglicher Bildungsarbeit wurde schnöde als überholt und nicht zeitgemäss abserviert. Es war die OECD, ein internationales, wirtschaftlich orientiertes Gremium, dessen politische und strategische Ausrichtung der neoliberalen Theorie der Selbstregulierung des internationalen Marktes folgt und somit auch die öffentliche Bildung der nationalen bzw. demokratischen Kontrolle zu entziehen trachtet, die ihren Mitgliedländern (mehrheitlich europäische Länder) das PISA-Testing als Ergebnis einer angeblichen «State of the Art»-Forschung verordnete und mit dem damit verbundenen Ranking klar machte, woran in Zukunft alle ihren Schulunterricht zu orientieren hätten: Am Wettbewerb um bessere Rankingplätze, also am Trimmen sämtlicher Schüler auf die von den OECD-Funktionären vorgegebenen Tests. Mit anderen Worten: Europäische Bildung hatte sich von nun an am längstens bekannten angloamerikanischen Modell eines rein utilitaristischen Bildungsverständnisses zu orientieren, das einer vertieften bildungsphilosophischen Tradition entbehrt.

in: PROFIL, Magazin des Deutschen Philologenverbands, Ausgabe 09/2012 und in: Vierteljahresschrift für wissenschaftliche Pädagogik. 88. Jg. Heft 3. Schöningh 2012

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