Veröffentlicht am 30.09.19

Grünes Licht für E-Scooter im Unterricht!

SchoolScooting kommt schon nächstes Schuljahr

Eine Satire von Christian Bauer (München)

Nicht ohne Stolz stellte heute in Berlin der Sprecher der Deutschen Kultusministerkonferenz (KMK), Hans Werner Urst, das neue Strategiepapier der Konferenz „SchoolScooting 4.0 – ein Weg in die Bildungsmobilität des nächsten Jahrzehnts“ vor. Dabei verwies er u.a. darauf, dass Tretroller schon längst ein fester Bestandteil der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen seien und es deswegen unverzichtbar sei, diese in den Unterricht einzubeziehen. Die Schulen dürften sich der Lebenswirklichkeit nicht verschließen.

Begrüßt wurde die Entscheidung der KMK vom Vertreter des Verbandes der Tretroller- und E-Scooterhersteller TrittKomm; der Verband hatte schon lange die Modernisierung der Schulmobilität angemahnt. Einmütig verwiesen Urst und Trittkomm auf die zukunftsweisenden Chancen des E-Scootereinsatzes im Unterricht, die sich nicht etwa darauf beschränkten, dass Kinder und Jugendliche unter Verwendung von Scootern den Schulweg schneller bewältigen, aufgrund der eingesparten Zeit länger schlafen und somit ausgeruhter den Unterrichtstag beginnen könnten; vielmehr eröffne die Scooternutzung in der Schule bisher nicht gekannte didaktisch-pädagogische Möglichkeiten: so könnten Schülerinnen und Schüler z.B. die Wege von der Sporthalle oder dem Pausenverkauf in die Klassenzimmer schneller zurücklegen, was dort zu einer beträchtlichen Erhöhung der effektiven Lernzeit führe.

Warnungen von Sportpädagogen und Unfallforschern, dass Elektroroller die Bewegungsarmut der Kinder weiter beförderten und der Scooterverkehr in den engen Gängen der Schulhäuser eine beträchtliche Unfallgefahr darstelle, wies der KMK-Sprecher als „abwegig“ und „fortschrittsfeindlich“ zurück.

Gleichzeitig mit der Erklärung der KMK veröffentlichte die renommierte Tretelsmann-Stiftung eine Studie, die belegt, dass Kinder und Jugendliche besonders nachhaltig lernen, wenn sie auf dem E-Scooter fahren (deep riding). Daher müssten die Klassenzimmer deutscher Schulen nicht nur schnellstmöglich mit Ladestationen ausgestattet werden, sondern auch so umgebaut werden, dass die Schülerinnen und Schüler während des Unterrichts im Klassenzimmer umherfahren könnten, ohne durch Tische und Stühle gehindert zu werden. Schon seit der Antike wisse man, dass Bewegung das Lernen fördere. Die Kritik des Hirnforschers Prof. Dr. Stumpfer, der darauf verwies, dass die peripatetischen Philosophen der Antike nicht umhergefahren sondern gegangen seien und dass darüber hinaus das Balancehalten und Vermeiden von Zusammenstößen beim Scooterfahren während des Unterrichts so viel Aufmerksamkeit absorbiere, dass der Lernstoff nicht mehr richtig aufgenommen und verarbeitet würde, kommentierte die Stiftung mit den Worten: „Wir kennen Prof. Stumpfer mit seinem rückwärtsgewandten Kulturpessimismus schon lange!“

Das Bundesverkehrsministerium fördert die flächendeckende Implementierung des SchoolScooting im Rahmen des Scooting-Paktes 4.0 mit mehreren Milliarden Euro. Erste Bundesländer kündigten an, das scooterbasierte Lernen umgehend in den Lehrplänen zu verankern. So sollen z.B. in Bayern bereits im kommenden Schuljahr erste Scooterklassen an Modellschulen eingerichtet werden. Da die Schulen bisher noch nicht über eine ausreichende Zahl von E-Scootern verfügten, werde man nach dem Konzept „Bring your own scooter“ (BYOS) arbeiten. Alle Schulen im Freistaat wurden angewiesen, bis zum Ende des Schuljahres ihren Ausstattungsbedarf zu ermitteln (Ladestationen, Scootergaragen, Verbreiterung von Gängen, Umbau von Treppenhäusern zu Rampen), für alle Fächer und Jahrgangsstufen scooterbasierte Unterrichtskonzepte zu entwickeln sowie die für erfolgreichen Scooterunterricht nötige Fortbildung des Lehrkörpers zu systematisieren.