Veröffentlicht am 10.12.18

Du darfst nicht sein, mein Kind!

Wie pädagogische Konzepte Kinder neoliberal machen

Gastbeitrag von Renate Schmidt-Karakatsanis

Neuere pädagogische Konzepte frühkindlicher Betreuung und Bildung behaupten: „Hier darfst du sein, mein Kind“ und versichern, dass sie die Interessen der Kinder wahren. Die freie Wahl der Bezugspersonen, der Angebote, Räume und Kindergruppen sowie Partizipation und Beschwerde-management werden als kindliche Bedürfnisse dargestellt.

Gerade offene Erziehungs- und Bildungskonzepte haben sich Selbständigkeit, Autonomie und Indivi-dualität durch individuelles Lernen und Fördern zu eigen gemacht.(1) Kinder entscheiden, was und wie sie lernen. Sie bilden Gremien wie Kinderräte und -parlamente, Planungsgruppen usw. Sie melden ihre Wünsche und Ideen an und initiieren Projekte. Sie erhalten Einblick ins Konfliktmanagement und lassen sich zu Streitschlichtern ausbilden. Sie erfahren wie Demokratie funktioniert und stellen sich zur Wahl oder wählen Kindergarten/HortsprecherInnen. (2) All das gilt als Beweis dafür, dass kindliche Bedürfnisse ernst genommen werden – auch wenn Kinder zuvor nichts von diesen Bedürfnissen wussten.

Was macht offene Konzepte zur neoliberalen Pädagogik?

Eine Flut entsprechender Publikationen, Studien, Fortbildungsmaßnahmen und behördlichen Auflagen überhäufen seit Jahrzehnten die ErzieherInnen. Doch die Skepsis ließ sich damit nicht auflösen. Im Gegenteil, sie hat zugenommen je länger sich die Praxis an den neuen Konzepten abquält. Anfangs machte man erfahrene KollegInnen mit dem Argument mundtot, dass sie den Neuerungen gegenüber nicht genügend aufgeschlossen seien. Jetzt, da der Wille im verjüngten Kollegium vorhanden ist, liegt es an der fehlenden Professionalität und missverstandenen Umsetzung.

Das ist typisch für eine neoliberale Pädagogik – also eine Pädagogik, die dem Neoliberalismus dient. …

Der ganze Beitrag (11 S.) als PDF: Schmidt-Karakatsanis: Du darfst nicht sein

1 Vgl. Schneewind (2011) S. 75-76
2 Vgl. Bay. Bildungs- u. Erziehungsplan (2006) definiert Offenes Kita-Konzept S. 415-416