Veröffentlicht am 10.10.16

Die pädagogischen Fünf. Einsichten in (un)pädagogische Handlungen in der Primarstufe

Ein Gastbeitrag von Gordan Varelija

 

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Die pädagogischen Fünf

Wenn ich als Lehrender als pädagogische Autorität anerkannt werden möchte, so muss ich pädagogisch handeln, also lehren. Ich lehre als Lehrer, zeige Sachautorität, erziehe im Unterricht, gebe einen Einblick in die Zukunft, gewinne Vertrauen und werde anerkannt von den Schülern denen auch ich Anerkennung anbiete. Durch das Lehren bin ich Lehrer und kann zu einer pädagogischen Autorität für die Schüler werden. Lehrer sein, lehren und pädagogische Autorität bedingen sich. Pädagogisch notwendige Handlungen im Lehren sind aber immer unklarer im pädagogischen Feld aufzufinden. In der Unsicherheit des pädagogischen Alltags bieten sich zahlreiche Handlungsmöglichkeiten im breiten Spektrum der pädagogischen Konzepte an. Lehrer handeln im Unterricht, aber welche Handlungen sind legitim, welche sind adäquat zu den neuen Ansprüchen einer neuen Lernkultur? Was ist hingegen zu tun, wenn ich als Lehrender lehren und nicht nur als ein Lernbegleiter agieren möchte?

Pädagogische Handlungen sind, in meinem Verständnis, jene Formen von Handlungen, die eine pädagogische Autorität ermöglichen. Der Zeitpunkt der Übergabe der pädagogischen Autorität an den Schüler ist aber immer mitzudenken, dieser Zeitpunkt ist konstitutiv für den Erziehungsprozess. Benner beschreibt diesen Zeitpunkt im pädagogischen Handeln: „Erziehung setzt dort stets von neuem ein, wo der Heranwachsende der Aufforderung zur Selbsttätigkeit bedarf; Erziehung findet dort stets ihr Ende, wo die Fremdaufforderung zur Selbsttätigkeit in eine Selbstaufforderung zur Selbsttätigkeit übergeht.“ (Benner 1995, S.490) Benner verweist in seinen Überlegungen zu den Prinzipien pädagogischen Denkens und Handelns auf die pädagogische Praxis, in der zur Selbsttätigkeit aufgefordert wird. Der Schüler muss mitwirken, um selbsttätig werden zu können, die Aufforderung reicht nicht. Im pädagogischen Handeln fordern wir, nach Benner, zur Selbsttätigkeit auf, und zwar zur Selbsttätigkeit in einer Sache, die der Schüler noch nicht kann. In einer Aufforderung, die daran anschließt, dass der Schüler die Sache noch nicht kann, ist die Selbstaufforderung zur Selbsttätigkeit als Ende des Erziehungsprozesses das pädagogische Ziel. Benner systematisiert zu dieser Thematik vier Prinzipien des pädagogischen Denkens und Handelns.

Bildsamkeit als Bestimmbarkeit des Menschen zur Freiheit; der Mensch ist bildungsbedürftig und bildsam. Aufforderung zur Selbsttätigkeit; es wird mit dem zweiten Prinzip die Aufgabe pädagogischen Handelns in der Praxis festgelegt. Diese Aufforderung muss aber an die Bildsamkeit anknüpfen, an die Möglichkeiten der Mitwirkung durch die Schüler. Die beiden weiteren Prinzipien Überführung gesellschaftlicher in pädagogische Determination und Konzentration aller Praxen auf die gemeinsame Aufgabe der Höherentwicklung der Menschheit zeigen die gesellschaftliche Dimension der pädagogischen Praxis auf und vervollständigen Benners systematischen Versuch mit den beiden ersten Prinzipien pädagogischen Denkens und Handelns unter dem Aspekt der Bestimmtheit des Menschen zur Freiheit. (Vgl. Benner 1995)

Ich skizziere fünf pädagogische Handlungen in der Primarstufe unter dem Aspekt, dass die Negation des Lehrens aufgehoben wird und eine positiv besetzte pädagogische Autorität möglich erscheint, die es im Sinne Benners an den Schüler zum richtigen Zeitpunkt abzugeben gilt. Die Bildsamkeit des Menschen und die Aufforderung zur Selbsttätigkeit, die ersten beiden Prinzipien Benners, sind maßgeblich für die fünf pädagogischen Handlungen.

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