Veröffentlicht am 18.06.23

„Pädagogisches Neusprech in gegenwärtigen Bildungsreformen“

Dammer/Kirschner: Pädagogisches NeusprechKarl-Heinz Dammer und Anne Kirschner haben einen Band mit dem Titel „Pädagogisches Neusprech“ herausgegeben, in dem sie zusammen mit anderen Kolleginnen und Kollegen einen kritischen Blick auf Hochwertörter im gegenwärtigen Reformdiskurs werfen: Individualisierung, Selbststeuerung, Kompetenz Gender/Geschlecht, Resonanz, Achtsamkeit, Vielfalt/Diversität, Resilienz, Nachhaltigkeit und Evidenzbasierung.

Der Titel verweist auf George Orwells Roman „1984“ der u. a. die politisch gesteuerte Umformung der Sprache in einem totalitären Staat beschreibt. Mit dem „Neusprech“ werden die Begriffe der alten Sprache samt der in ihr aufbewahrten Vergangenheit dem Vergessen anheimgegeben, also unsagbar gemacht. Um solche Um- und Überformungsprozesse – in diesem Fall pädagogischer Begrifflichkeiten und Problemdebatten – meist im Namen von „alternativlosen“ Reformen geht es auch in diesem Band. Denn die gegenwärtige Umgestaltung der pädagogischen Praxis mit neuen, der Kritik per se entzogenen Vokabeln bedarf eines grundlegenden Perspektivenwechsels, der mit den Neusprech-Vokabeln im öffentlichen Bewusstsein verankert wird.

Anders als bei Orwell lässt sich dies jedoch nicht auf eine manipulierende Instanz wie den „großen Bruder“ zurückführen; die neue Begrifflichkeit speist sich vielmehr aus ganz unterschiedlichen Quellen und Kontexten, die hier, in umgekehrter Blickrichtung, aufgedeckt und kritisch auf ihre ideologischen Funktionen und möglichen Konvergenzen hin analysiert werden.

Für genauere Informationen zu Anlage und Absichten des Bandes vgl. das erste Kapitel Dammer/Kirschner: Pädagogisches Neusprech (PDF)

Link zum Verlag Kohlhammer: „Pädagogisches Neusprech in gegenwärtigen Bildungsreformen