Veröffentlicht am 14.01.14

Personale Kompetenz oder: Pädagogik nüchtern betrachtet

Gastbeitrag von Uwe Dietsche (Profil, Dezember 2013)

Im Vertrag, den Erich Kästner in seiner Konferenz der Tiere die menschlichen Staatsoberhäupter zu guter Letzt unterzeichnen lässt, lautet der fünfte, letzte und umfangreichste Paragraph: »Die bestbezahlten Beamten werden in Zukunft die Lehrer sein. Die Aufgabe, die Kinder zu wahren Menschen zu erziehen, ist die höchste und schwerste Aufgabe. Das Ziel der echten Erziehung soll heißen: Es gibt keine Trägheit des Herzens mehr!«

Revolutionär! Jedem Bildungs- und vor allem jedem Finanzminister muss bei solchen Prophetien der kalte Schweiß ausbrechen. Und was sollen die anderen wichtigen Beamten dazu sagen, die Polizisten, die Richter, die Spitzenpolitiker – und die Ministerialen, die die Vorgesetzten dieser Lehrer sind? Nein, es ist kein Wunder, dass Walt Disney dieses provokative Buch nicht verfilmen wollte.

Aber Recht hat er, der alte Kästner! Zwar nicht mit seiner Vision vom Lehrer als Topverdiener; auch in Zukunft werden wohl die Kriegerberufe unserer Zeit – also diejenigen Professionen, die entscheidend zu unserer Selbstbehauptung auf dem globalen ökonomischen Schlachtfelde beitragen (freundlicher gewendet: die Experten in den ‘Zukunftstechnologien’) – deutlich mehr als die Lehrer verdienen. Und auch unter den Beamten werden die Lehrer kaum in die absolute Spitzengruppe vorstoßen. Aber Recht hat er doch, nämlich damit, dass von seiner Natur her
der Lehrerberuf der schönste, anspruchsvollste und bedeutendste Beruf in der Gesellschaft ist.

Niemand wird mir hier bereitwilliger beipflichten als die Lehrer selbst (die zugleich gewaltig unter der Last ihres Amtes stöhnen), und vielleicht beginnt an dieser Stelle der eine oder andere von ihnen sich behaglich in der eigenen Bedeutung zu sonnen,doch halt! Noch sind wir nicht am Ende, und wie den Tag nichtvor dem Abend, so soll man auch diesen Beitrag nicht vor seinem Schlusse loben.

Der ganze Beitrag als PDF: U. Dietsche: Pädagogik nüchtern_betrachtet