Veröffentlicht am 23.04.13

»Inklusion« und »Integration« – zum Verständnis zweier pädagogischer Zauberformeln

Seit 2006 die UN-Konvention über Menschen mit Behinderung alle Mitgliedsstaaten verpflichtet hat, »[to] ensure an inclusive education system«, sind Bildungspolitik und vor allem Sonderpädagogik hierzulande in Aufruhr, zeichnet sich doch das deutsche Schulsystem von jeher besonders stark durch die »begabungsgerechte« Separation seiner Schülerschaft in diesen »Begabungen« angeblich entsprechenden Schulformen aus.1 Zwar stellte bereits die UNESCO-Erklärung von Salamanca eine ähnlich lautende Forderung auf, die jedoch vor 2006 m. W. in Deutschland keine bildungspolitischen Reaktionen hervorriefen, möglicherweise, weil sie keinen verpflichtenden Charakter hatten und weil erst mit den Ergebnissen der PISA-Studien der politische Druck entstand, sich ernsthafter mit der schulischen Reproduktion von Ungleichheit zu befassen, wobei die Frage nach der Chancengleichheit für behinderte Menschen bzw. solche, die schuldiagnostisch so klassifiziert werden, natürlich nicht ausgespart bleiben kann.

Im Zentrum der Debatte steht der Terminus »Inklusion«, der zwar in der Sonderpädagogik schon vorher vereinzelt auftauchte (vgl. Schnell / Sander 2004), aber erst nach der UN-Konvention zu einem bildungsreformerischen Schlüsselbegriff avancierte und von manchen Sonderpädagogen nun sogar zu einem neuen Paradigma erklärt wird (vgl. z. B. Platte 2005, S. 120, im Anschluss an Hinz), welches das Konzept der Integrationspädagogik aus den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ablösen und zum »Nordstern« (Boban / Hinz 2009, S. 34) für eine neue Erziehungs‑ und Bildungskultur werden könne.

Der ganze Beitrag als PDF: .K.H. Dammer:_Inklusion und Integration
Erschienen in: Behindertenpädagogik, Heft 4 / 2012; S. 352 – 380.