Veröffentlicht am 12.02.15

Hat das Gymnasium in der bildungsethischen Debatte noch eine Zukunft?

Bildung kann nicht einfach „hergestellt“ oder „bereitgestellt“ werden. Staat und Gesellschaft können nur die Rahmenbedingungen schaffen, damit Bildung sich ereignen kann. Zugleich werden sich diese Bedingungen im Rahmen gelingender
Bildungsprozesse immer wieder verändern – abhängig davon, wie die Einzelnen die ihnen eröffneten Möglichkeiten zur Entwicklung des eigenen Selbst, zur Welterschließung und zur sozialen Teilhabe nutzen (oder eben auch nicht). Damit Bildung sich ereignen kann, bedarf diese der Freiheit. Ohne Freiraum zum Sinnermessen bliebe Bildung bei bloßer Funktionserfüllung stehen; die Befähigung zur Selbstbestimmung würde durch Ausrichtung auf äußere Zwecke ersetzt. Freiheitsbewusstsein ist kein fester Besitz. Freiheit muss vielmehr immer wieder neu errungen und mit Leben gefüllt werden.

Individuen werden sich stets voneinander unterscheiden, die pädagogische Praxis muss daher differenzieren. Die pädagogische Aufgabe besteht darin, mit der faktischen Ungleichheit so umzugehen, dass aus dieser durch pädagogisches Handeln keine Ungerechtigkeit entsteht oder eine solche sich weiter verfestigt.  Dabei muss der Rahmen freiheitlicher Lebensgestaltung gewahrt bleiben. Gerechtigkeit in der Bildung lässt sich nur im komplementären Zusammenspiel von Freiheit und Gleichheit verwirklichen.

Gefragt werden soll in sechs Schritten, was dies für die Schulstrukturfrage und für ihre neue Spielart, die Debatte um ein inklusives Bildungssystem, bedeutet:

(1) Was kann eine Sozialethik der Bildung leisten?
(2) Inwiefern ist Bildung ein Menschenrecht?
(3) Was lässt sich bildungsethisch zur Schulstrukturfrage sagen?
(4) Wie kann Inklusion pädagogisch ausgelegt werden?
(5) Welchen systematischen Stellenwert besitzt die Forderung nach Inklusion? – und
(6) Wie lässt sich Inklusion pädagogisch verantwortet umsetzen?

Teil I, in: Katholische Bildung 116 (2015), H. 1 (Januar 2015), S. 20 – 29;

Teil II, in: Katholische Bildung 116 (2015), H. 2 (Februar 2015), S. 59 – 72.

Der ganze Beitrag als PDF: Kunze_Gymnasium_Zukunft_Teil_1_und_2