Veröffentlicht am 11.11.25
Wer hat die Definitionsmacht über die Schulen übernommen?

Die Folgen sind verheerend. Carl Bossard fordert eine Wende.
Was in der Schule gelehrt und wie unterrichtet wird, bestimmt inzwischen ein kleiner Bildungszirkel: bürokratisch abgeschottet, akademisch abgehoben und weitgehend abgekoppelt von der Schulwirklichkeit. Für die Lehrer, Schüler, Eltern sowie die Wirtschaft und Gesellschaft sind die Folgen verheerend.
Interview von Beat Schaller (sichtweisenschweiz.ch)mit Carl Bossard vom 10. November 2025
Sie leben in Stans im Kanton Nidwalden, just da, wo der grosse Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi 1798/1799 wirkte. Nicht nur wir leben, auch Pestalozzi lebte in einer bewegten Zeit. Was kann Pestalozzi aus Ihrer Sicht der heutigen Schule mit auf den Weg geben?
«Vieles im pädagogischen Alltag kann auf drei Punkte reduziert oder durch drei geteilt werden. Wir kennen es beispielweise vom pädagogischen Dreieck mit der Lehrperson, den jungen Menschen und den Lerninhalten her. Hier drin, in diesem Dreieck, vollziehen sich die kognitiven und sozialen Lernprozesse der jungen Menschen: eine Trias.
Johann Heinrich Pestalozzi hat es mit seinem pädagogischen Dreiklang Kopf – Herz – Hand vorgemacht. Er wusste, wie wichtig Bildung für junge Menschen ist und dass man alles zusammen entwickeln muss: die Gefühle im Herzen, den Scharfsinn im Kopf und die Geschicklichkeit der beweglichen Hand. Er hat es begriffen, hat es gelehrt, und oft ist er in der Praxis gescheitert. Aber versucht hat er es mit einer beseelten Leidenschaft. Darum hat er bei den Kindern gewirkt. Sein berührender «Stanser Brief» von 1799 legt beredtes Zeugnis ab.
Wichtig sind eben, wie es Pestalozzi gelehrt hat, die «drei grossen G»: Grundwissen, Grundfertigkeiten, Grundhaltungen. Eine pädagogisch-didaktische Trias, die gar nicht veralten kann, weil sie so etwas wie ein NON PLUS ULTRA darstellt.
Unsere Kinder müssen etwas wissen, sie müssen etwas können, und beides zusammen soll sie besser denken und handeln lassen.
Nur so, durch die Mikroprozesse des Lernens, entsteht das, was fundamental und in Zeiten von Fake News, KI und Chat-GPT geradezu unabdingbar ist: Bildung als «Unverführbarkeit». So hat es der deutsche Philosoph Hans Blumenberg formuliert. Das aber setze elementare Grundkompetenzen wie Lese- und Denkfähigkeit voraus. Sie sind das Ergebnis systematischen Lernens und kreativen Arbeitens. Das muss das Ziel der Schule sein.
Das ganze Interview (externer Link):
Interview von Beat Schaller (sichtweisenschweiz.ch) mit Carl Bossard
Tags: Lehrplan 21 > Lernbegleiter > Schlagwörter Johann Heinrich Pestalozzi > Schulreformindustrie
https://bildung-wissen.eu/fachbeitraege/wer-hat-die-definitionsmacht-ueber-die-schulen-uebernommen.html
