Veröffentlicht am 06.03.12

Kompetenzorientierung als Indiz pädagogischer Orientierungslosigkeit

Gastbeitrag von Prof. Dr. Volker Ladenthin, Bonn

Seit einigen Jahren erleben wir die Umgestaltung aller Lehrpläne zu sogenannten Kompetenzlehrplänen. ‘Kompetenz’ ist zu einem bildungspolitischen Schlüsselwort geworden. Oft lediglich als rhetorische Aufrüstung der bekannten ‘Fähigkeiten und Fertigkeiten’ verstanden und verwendet, hat es inzwischen Signalfunktion. Wer von ‘Kompetenz’ spricht, will etwas anderes: Er will den radikalen Bruch mit der Vergangenheit traditioneller Lernzielbestimmungen (‘Kenntnisse, Fähigkeiten, Fertigkeiten’ dimensioniert nach ‘kognitiv, affektiv und motorisch’, hierarchisiert in drei Qualitätsstufen als ‘basal, erweitert, exzellent’).

Diese Lernzielorientierung war mehr oder weniger schlüssig und praktikabel – die Kritik des lernzielorientierten Unterrichts hatte recht bald die Grenzen des Modells aufgezeigt –, soll aber ab sofort nicht mehr gelten. Wer von ‘Kompetenzen’ spricht, will mit dem Bruch den – wie es zwar immer, aber immer auch fälschlich heißt – »Paradigmenwechsel« vom Input-System (eine Bezeichnung, die bereits auf den lernzielorientierten Unterricht, der ab ungefähr 1960 an Schulen üblich war, nicht mehr zutraf – hier wird an der Schule also etwas kritisiert, was es an ihr gar nicht mehr gab) zum Output-System: Man will nur das Produkt messen. …
(Vollständiger Beitrag mit Fussnoten siehe PDF-Download)

in: Profil, Mitgliederzeitung des Deutschen Philologenverbandes, Heft 09/2011

Ladenthin-kompetenz.pdf