Veröffentlicht am 24.02.14

„Naturphänomene und Technik“ in Baden-Württemberg – Warum der Fächerverbund keine gute Idee ist

(Berlin/Stuttgart, 19.02.2014) Die Gesellschaft für die Didaktik der Biowissenschaften, die Fachsektion Didaktik im VBIO sowie der AK Schulbiologie des VBIO haben eine gemeinsame Stellungnahme zum Fächerverbund „Naturphänomene und Technik“ in den Klassen 5/6 des Gymnasiums in Baden-Württemberg vorgelegt. Darin begründen sie ihre ablehnende Haltung und weisen auf zu erwartende negative Konsequenzen hin. Hauptkritikpunkt ist die absehbare Zunahme des fachfremden Unterrichts. Außerdem stellen die biologischen Inhalte in den integrativen Modulen des Fächerverbundes keinen Ersatz für den bisherigen Biologieunterricht dar. Was in den Klassen 5 und 6 versäumt werde, ließe sich auch in der Mittel- und Oberstufe kaum aufholen.

Eine große Gefahr bei der Einführung von Fächerverbünden besteht nach Ansicht der Unterzeichner darin, dass in diesen zwangsläufig in erheblichem Maße fachfremd unterrichtet wird. Dies ist für das Fach Biologie besonders problematisch weil von den neun Kontingentstunden Biologie in der Sekundarstufe I allein vier Stunden im Rahmen des Fächerverbundes unterrichtet werden. Fachfremde Lehrkräfte werden die Grundlagen eines kompetenzorientierten Biologieunterrichts nicht legen können, da sie die späteren Lernabschnitte nicht vor Augen haben.

Die biologischen Inhalte in den integrativen Modulen des Fächerverbundes „Naturphänomene und Technik“ können kein Ersatz für den bisherigen Biologieunterricht sein. Grundlagen, die in den Klassen 5 und 6 nicht gelegt werden, fehlen in der Mittel- und Oberstufe und lassen sich dort kaum aufholen. Erschwerend kommt hinzu, dass in den vergangenen Jahren das Stundenkontingent für Biologie in der Sekundarstufe I bereits so gekürzt wurde, dass es keinen kontinuierlichen Biologieunterricht mehr gibt. Daher muss der Biologieunterricht eher gestärkt werden, um den Auftrag der Vermittlung von Leitprinzipien, Querschnittsaufgaben und KMK-Standards effektiv zu erfüllen.

Angesprochen wird in der Stellungnahme auch die Perspektive der Schülerinnen und Schüler. Denn für Viele von ihnen – gerade in den Klassen 5 und 6 – ist die Biologie eines der beliebtesten Fächer, welches mit großem Interesse und Engagement absolviert wird. Die Unterzeichner sehen keinen Grund, dieses Fach zurechtzustutzen und in einem Fächerverbund zu verstecken. Auch das Argument, der Fächerverbund verbessere die Durchlässigkeit zwischen Schulformen ist nicht stichhaltig. Der Wechsel zwischen Bundesländern wird dadurch sogar noch erschwert.

Die zu erwartenden negativen Konsequenzen stehen zudem im krassen Gegensatz zu der gewachsenen politischen, wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Bedeutung der Biowissenschaften als „Leitwissenschaften des 21. Jahrhunderts“.

Die vollständige Stellungnahme als PDF

Weitere Informationen:

Dr. Karin Blessing, VBIO Landesverband Baden-Württemberg, e-Mail: karin.blessing@gmx.de

Prof. Dr. Hans Peter Klein, Gesellschaft für die Didaktik der Biowissenschaften, e-Mail: H.P.Klein@bio.uni-frankfurt.de