Veröffentlicht am 14.11.21

Deutschlands Lehrerinnen und Lehrer sind viel besser als ihr Ruf

Ein Beitrag von Prof. Dr. Hans Peter Klein

Eine Replik auf die Aussage des Passauer Schulpädagogik-Professors Norbert Seibert, über 40% der deutschen Lehrer[1] seien ungeeignet

Kürzlich erreichte der Schulpädagogik-Professor Norbert Seibert auch in den überregionalen Medien eine relativ große Aufmerksamkeit mit der Aussage in der Passauer Neuen Presse, nach der über 40 Prozent der Lehrer in Deutschland eigentlich für ihren Beruf nicht geeignet seien. (1) Wie die zahlreichen Kommentierungen des überregional übernommenen Presseartikels zeigen, gab es hier nicht nur seitens der Lehrerschaft teilweise zu Recht massiven Widerspruch.

 

Basieren die Aussagen auf validen und reliablen empirischen Daten?

Wer eine solche Aussage trifft, sollte über zuverlässige Daten verfügen, die diesen nicht unerheblichen Vorwurf empirisch belegen. Gibt es in der empirischen Bildungsforschung eine diese Aussage unterstützende eindeutige Studienlage überhaupt? Die Antwort ist ein klares „Nein“, es gibt keine empirisch abgesicherten Studien, die diesen Vorwurf auch nur annähernd belegen. So fragen sich viele Leser auch in news4teachers zu Recht, woher die Zahl eigentlich stamme, dies sei nirgends aufgeführt. In der Tat muss man vermuten, dass diese Zahl auf die selbst durchgeführten Befragungen von angehenden Lehramtskandidaten zurückzuführen sind, die Seibert in seinem Institut in Passau mit seiner PArcour-Eignungsberatung angehenden Lehramtskandidaten anbietet (2). Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, wenn Lehramtskandidaten frühzeitig mit den besonderen Anforderungen an den Lehrerberuf bekannt gemacht werden. Hier aber eine valide Diagnose zu treffen, um die angebliche Spreu vom Weizen zu trennen, ist mehr als vermessen. Zuerst einmal muss also festgehalten werden, dass sich seine Aussage ausschließlich auf angehende Lehramtsstudierende und keinesfalls auf fertig ausgebildete Lehrer bezieht, wie es die allgemeine Lehrerschelte generalisierend zum Ausdruck bringt. Von den an PArcour teilgenommenen Lehramtsstudierenden dürfte nämlich nicht bekannt sein, wer von ihnen überhaupt ein Lehramtsstudium vollendet und letztendlich als Lehrer an der Schule landet. Insofern ist die medienwirksame Zahl nicht geeigneter Lehrer schlichtweg falsch.

 

[1] Aufgrund der besseren Lesbarkeit wird im Text das generische Maskulinum verwendet. Gemeint sind jedoch immer alle Geschlechter.

 

Der vollständige Beitrag als PDF zum Weiterlesen: Klein_Deutschlands_Lehrer:innen_sind_besser_als_ihr_Ruf