Veröffentlicht am 30.08.13

Auf dem Niveau eines Heizungsthermostaten

Österreichs Bildungsministerium lässt sich die Unwirksamkeit von Bildungsstandards und Tests durch ein Gutachten attestieren

Auch Österreich hat wie Deutschland und die Schweiz im Gefolge der Pisa-Studie Bildungsreformen verwirklicht, die durch Standards, Tests und Kompetenzorientierung die Bildungsqualität und die Zahl der Abschlüsse heben sollten. Dabei ist das Schulwesen im Alpenland eigentlich nicht den bildungsökonomischen Konzepten der OECD verpflichtet, sondern den Leitzielen seiner Bundesverfassung. Dort werden in Artikel 14 als Grundwerte der Schule „Demokratie, Humanität, Solidarität, Friede und Gerechtigkeit sowie Offenheit und Toleranz“ genannt. Die Schüler sollen befähigt werden, „an den sozialen, religiösen und moralischen Werten orientiert Verantwortung für sich selbst, Mitmenschen, Umwelt und nachfolgende Generationen zu übernehmen“. Hier ist also ein hoher Anspruch an Bildung und Erziehung formuliert.

Die sogenannte Output-Orientierung aber, auf die Österreichs Schulwesen ausgerichtet wurde, fragt allein nach bestimmten „Kompetenzen“, für die „Bildungsstandards“ etabliert und in zentralen Tests abgefragt werden. Sicherlich sollen Schüler etwas können und wissen – auch das steht im Schulgesetz. Doch hört man auch von Österreichs Eltern und Lehrer wie in Deutschland, dass gerade dieses Können und Wissen abnimmt. Denn die „Kompetenzorientierung“ trainiert eng umgrenzte funktionale Fertigkeiten und verdrängt die Bedeutung der Inhalte aus dem Bildungsgeschehen. „Bildungsstandards“ führen zu einem auf Testbewältigung verengten Unterricht. Zudem sinkt das Niveau der Abschlüsse, weil man das von der OECD gesetzte Ziel verfolgt, die Abiturquoten um jeden Preis zu erhöhen. So führen auch im eigentlich gelasseneren Nachbarland als unsinnig wahrgenommene Reformen zu hektischer Betriebsamkeit an den Schulen, welche die übergeordneten pädagogischen Ziele in den Hintergrund drängt.

Der ganze Artikel als PDF:  Krautz: Auf dem Niveau eines Heizungsthermostaten

Siehe dazu das Interview auf den Nachdenkseiten mit Jens Wernicke:
Sanfte Steuerung neu verpackt: Bildungslobbyisten mit neuer Strategie