Veröffentlicht am 05.05.14

Offener Brief an die OECD

Bildungswissenschaftler attackieren PISA-Macher

Ferdinand Knauß in der Wirtschaftswoche

„Wissenschaftler und Pädagogen machen PISA-Chef Andreas Schleicher in einem Offenen Brief schwere Vorwürfe. Die Bildungstests der OECD schadeten den Schülern – und seien wissenschaftlich fragwürdig.“ Lesen Sie den Beitrag in der Wirtschaftswoche: Bildungswissenschaftler attackieren PISA-Macher

Andreas Schleicher hat auf der Website der OECD geantwortet: Response to Meyers Open Letter

Jürgen Kaube schreibt unter dem Titel Vom Unsinn ewiger Bildungsreformen zur Pisa-Schulpolitik: „Die OECD und ihre Pisa-Studien nehmen großen Einfluss auf die nationale Bildungspolitik. Pädagogen nehmen nun in einem offenen Brief kein Blatt vor den Mund, was sie von den Folgen der mittlerweile auf Dauer gestellten Testseligkeit halten.“ (11.05.2014, von Jürgen Kaube)

Dass man die Kritik an PISA noch deutlich schärfer formulieren kann und statt Verbesserungsvorschlägen im Verfahren gleich für die komplette Abschaffung der PISA-Testeritis eintreten kann, formuliert Prof. Meyerhöfer (Univ. Paderborn) im Gespräch mit Jens Wernicke von den NachDenkSeiten. „PISA beschädigt die Bildung weltweit“ (9. Mai 2014)

OECD am Pranger: Bildungsexperten attackieren die „PISA-Mafia“ titelt T-Online und interviewt einen der Erstunterzeichnern, Andreas Gruschka, Professor für Erziehungswissenschaften an der Frankfurter Universität. Gruschka macht klar, dass die OECD ihre Macht ausweiten wolle. Die PISA-Leute bildeten ein Kartell und verteilten Forschungsgelder nur an solche Antragsteller, die auf einer Linie mit PISA lägen. „Das gab es noch nie in Deutschland, dass eine so kleine Gruppe von Forschern mit Macht an so vielen Schaltstellen sitzt, mit einer so umfassenden politischen Macht und Einflussnahme ohne öffentlichen Diskurs und ohne Kontrolle. Eine unglaubliche Machtkumulation. Das ist atemberaubend.“

Der ganze Beitrag: OECD am Pranger: Bildungsexperten attackieren die „PISA-Mafia“, (16.05.2014, 10:31 Uhr | Maria M. Held, T-Online.de)

„Bildungspolitischer Kolonialismus“ betitelt der SPIEGEL das Interview mit dem Bildungsforscher Heinz-Dieter Meyer. Mehrere hundert Forscher und Lehrende aller (Hoch-) Schulformen haben den Brief mittlerweile unterschrieben, weil diese „weltweite Leistungsmessung uniform, undemokratisch, manipulierbar“ sei:
SPIEGEL ONLINE: Warum ist Pisa Ihrer Ansicht nach undemokratisch?
Meyer: Die OECD ist ein Rich-Men’s-Club. Das Argument, das dort sticht, ist nicht die Zustimmung der Regierten, sondern allein ökonomische Effizienz. Die Mitgliedsländer sind mit ihren Wirtschafts- und Finanzministern bei der OECD vertreten.

Das ganze Interview:  Kritik an Pisa-Tests: „Bildungspolitischer Kolonialismus“

„Substanzlose Behauptungen“

Unter diesem Titel weist der Leiter der PISA-Studien Andreas Schleicher jegliche Kritik an den Tests zurück und ppropagiert im Deutschlandradio Kultur stattdessen deren Ausweitung auf weitere „Kompetenzbereiche“. Schleicher:“ Also man kann immer sagen, dass ein Test wie die PISA-Studie bestimmte Kompetenzbereiche in den Vordergrund rückt, und da müssen wir dieses Feld der erfassten Kompetenzen kontinuierlich erweitern. Wir werden zum Beispiel jetzt, ich sagte das schon, soziale Kompetenzen im Jahr 2015 stärker in den Vordergrund rücken, im Jahr 2018 geht es auch darum, globale Kompetenzen miteinzubeziehen, inwieweit gelingt es jungen Menschen, sich in verschiedenen Wertesystemen, Einstellungen, Kulturen zu positionieren.“ Statt grundsätzliche Fragen nach Sinn und Legitimation dieser OECD-Testbatterien zu beantworten fordert Schleicher also nur mehr vom Gleichen: Tests für alle  und alles.

Deutschlandradio Kultur – Beitrag vom 20.05.2014 16:07 Uhr Transskription und Audio (rechts oben)

Aber auch die US-amerikanische Bildungsforscherin und Bildungspolitikerin Dianne Ravitch schaltet sich in die Diskussion um PISA ein und empfiehlt in ihrem Blog „Diane Ravitch’s blog. A site to discuss better education for all“, den offenen Brief an Andreas Schleicher von der OECD zu unterstützen. „My hope is that thousands and thousands of educators add their names to the letter of protest against the false values promoted by PISA.“

Der österreichische Kurier titelt: PISA: Experten schlagen in offenem Brief Alarm

Philosophen wie Konrad Paul Liessmann und Bildungsforscher wie Stefan Hopmann sprechen von „irreparablem Schaden“ durch die Tests.  Gefährliche Verengung, irreparable Schäden: Die Wortwahl der Unterzeichner ist durchaus heftig – internationale Bildungswissenschafter, Lehrerausbildner, Lehrer und Elternvertreter haben in einem offenen Brief PISA-Erfinder Andreas Schleicher von der OECD vor den negativen Folgen der Bildungsvergleichsstudie auf die Schulsysteme gewarnt. Der Brief wurde unter anderem auch von Bildungswissenschafter Stefan Hopmann und Philosoph Konrad Paul Liessmann (beide Uni Wien) unterzeichnet

Peter H. Koepf published the article „Does the OECD’s PISA school report pander to business interests?“ in The Atlantic Times. A newspaper from Germany: When in December 2001 the Organization for Economic Co-operation and Development (OECD) released the results of its first comparative study of 15 year olds’ academic performance, German parents, teachers, and politicians were horrified. German schoolchildren were below the European average, according to the Program for International Student Assessment, or PISA study.