Veröffentlicht am 11.10.17

Time for Change?

Schule zwischen demokratischem Bildungsauftrag und manipulativer Steuerung

Samstag, 03. Februar 2018, Bergische Universität Wuppertal

Fakultät für Design und Kunst, Lehr- und Forschungsgebiet Kunstpädagogik
Gaußstr. 20, 42119 Wuppertal, Hörsaal 32 (Gebäude K, Raum 11.23)

in Kooperation mit:
Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V.
Universität Bonn, Arbeitsbereich Bildungswissenschaften 
Cusanus Hochschule, Bernkastel-Kues

Universität zu Köln, Department Erziehungs- und Sozialwissenschaften

Schulen stehen seit den PISA-Studien unter immensem Reformdruck: Kompetenzorientierung, Vergleichstests, zentrale Prüfungen, individuelle Förderung, selbstgesteuertes Lernen, Methodentraining, Schulprogramme, Qualitätsmanagement usw. versprechen Schule besser zu machen. Im Erleben vieler Lehrerinnen und Lehrer bewirken sie faktisch das Gegenteil: unsinnige Arbeitsverdichtung durch Bürokratisierung, Ablenkung vom Kerngeschäft Unterricht, Verlust von Inhalten, Aufgabe der Lehrerrolle, Rückzug aus dem Erziehungsauftrag, Abbau von Können und Wissen, Verlust der pädagogischen Freiheit durch externe Kontrollen, Umsetzungsdruck durch Schulleitungen und Behörden.

Die Reformen selbst kommen in der emphatischen Sprache völliger Alternativlosigkeit daher. Sie unterstellen: „Es ist Zeit für den Wandel!“ Neu ist immer besser; wer nicht mitmacht, ist von gestern – und wird mit sanftem oder unsanftem Druck auf die neue Linie gebracht. Dazu werden zunehmend sozialpsychologische Steuerungsinstrumente des sog. „Change Managements“ eingesetzt. Statt Sachdiskussionen zu führen, wird an „Einstellungen“ gearbeitet. Derart manipulativ sollen pädagogische Überzeugungen und konkretes Handeln der an Schule Beteiligten verändert werden. Doch werden Kritiker durch Vorgesetzte und Schulverwaltung auch direkt eingeschüchtert und gemaßregelt.

So sollen Lehrer unter Druck gesetzt werden, sich von ihren wohl begründeten pädagogischen Überzeugungen zu verabschieden. Schulleitungen sollen als Ausführungsorgan des „Change Managements“ dienen. Fortbildungen und Lehrerausbildung werden entsprechend ausgerichtet. Stiftungen und Lobbygruppen verstärken den Druck von außen.

Die Tagung will diese Entwicklungen aufzeigen und deren Hintergründe und Ziele analysieren. Mit welchen Techniken und Mitteln soll hier gesteuert werden, statt zu argumentieren? Was ist dagegen Aufgabe von Schule in der Demokratie und welche Bedeutung dabei haben Lehrerinnen und Lehrer? Wie kann das Selbstverständnis von Lehrern und die Widerstandskraft gegen Denkverbote und Kontrollen gestärkt werden? Was kann einjeder in seinem Unterricht, in seiner Schule tun? Und was können Lehrer, was können Eltern und alle Bürger unternehmen, um Schule in demokratische Verantwortung zu holen?

Tatsächliche Demokratie beruht auf Urteilskraft und Mut jedes Einzelnen. Das ist der Bildungsauftrag der Schule für die jüngere Genration. Und dazu will auch die Tagung alle an Schule Beteiligten ermuntern.

  • Die Teilnahme incl. Mittagsimbiss ist kostenlos.
  • Die Anmeldung ist verpflichtend.
  • Anmeldung bis zum 19.01.2018 an: tagungfk8@uni-wuppertal.de

PROGRAMM

09.30 Uhr BEGRÜSSUNG UND EINFÜHRUNG

  • Grußworte
    Prof. Dr. Jochen Krautz, Bergische Universität Wuppertal:
    ‚Und bist Du nicht willig…‘ – ‚Sanfte Steuerung‘ der Schulen
  • Prof. Dr. Ursula Frost, Universität zu Köln:
    Ohne Widerstand? Was Bildung und Wissenschaft auszeichnet

10.00 Uhr TEIL I: AUFRISS

  • Dr. Matthias Burchardt, Universität zu Köln:
    Wer sich nicht verändert, wird verändert! – Psychotechniken als Herrschaftsinstrument

10.45 Uhr Kaffeepause

11.00 Uhr Zwischen Sozialtechnik und Maulkörben. Fallberichte und Podiumsdiskussion.

Vorstellung von Fallberichten aus Schulen
Podiumsdiskussion mit Experten aus Verbänden:

  • Brigitte Balbach (lehrer NRW)
  • Cord Santelmann (Philologenverband Baden-Württemberg)
  • Jochen Nagel (GEW Hessen)
  • Monika Reusmann (teachmint e.V., NRW)
  • Andreas Meyer (fidel NRW)

12.30 Uhr Mittagsimbiss

13.15 Uhr TEIL II: ANALYSE

  • Prof. Dr. Silja Graupe, Cusanus Hochschule:
    Beeinflussung und Manipulation in der Bildung. Beispiele und Systematik
  • Prof. Dr. Volker Ladenthin, Universität Bonn:
    Warum Demokratie ohne Bildung nicht demokratisch ist – und Bildung ohne Demokratie nicht gut geht

Diskussion

15.15 Uhr Kaffeepause

15.45 Uhr TEIL III: AUSBLICK

Prof. Dr. Jochen Krautz, Bergische Universität Wuppertal:
Keine Alternative? Schule und Unterricht ohne Formatierung

Podiums-Diskussion: Bildung in demokratischer Verantwortung. Beiträge aus der Praxis

  • Initiative „Einspruch“, Schweiz
  • Volksinitiative gegen den Lehrplan21, Schweiz
  • Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen – Gewerkschaft Öffentlicher Dienst – Jugend“ (FSG-GÖD-Jugend), Österreich
  • G9-Volksbegehren NRW
  • Elterninitiative Schule Bildung Zukunft, Baden-Württemberg
  • Cusanus Hochschule, Bernkastel-Kues

Ende gegen 17.30 Uhr

Das Programm als Flyer zum Download: Tagung „Time for Change“ (Flyer, PDF)