Veröffentlicht am 31.10.16

Die Trivialisierung der Studierenden

Die Kultusministerkonferenz und die Hochschulrektorenkonferenz drohen in die Kompetenzfalle zu tappen

Erschienen in: PROFIL, Magazin des Deutschen Philologenverbandes, Ausgabe 10/ 2016

 

Kompetenz scheint zum neuen Lieblingswort der Hochschulpolitiker zu werden. Im aktuellen Entwurf für eine gemeinsame Erklärung von Kultusministerkonferenz und Hochschulrektorenkonferenz zur Studienreform heißt es, dass die Hochschulen zu einem »durchgängig kompetenzorientierten Verständnis von Studiengängen« übergehen sollten. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass »eine klare, kompetenzorientierte Beschreibung von Modulen und Lernergebnissen« die Qualität der Studiengänge erhöht.

Die Vorstellung hinter dem Begriff der Kompetenzorientierung ist, dass Universitäten und Fachhochschulen nicht nur den Erwerb von Fachwissen herausstellen sollen, sondern auch die Kompetenzen, die Studierende sich in jedem Schritt aneignen können. Im hochschulpolitischen wie auch im schulpolitischen Diskurs ist dabei mittlerweile nicht nur das Bekenntnis zur Förderung fachlicher, sozialer oder personaler Kompetenz en vogue, sondern inzwischen ist gar die Rede von der Herstellung motivationaler, moralischer und emotionaler sowie von spiritueller und kreativer Kompetenz. Dabei sollten – so die Forderung in einem die Erklärung vorbereitenden Fachgutachten – die Kompetenzziele für die einzelnen Module »konkret, klar und präzise, herausfordernd aber realistisch sowie überprüfbar« formuliert sein.

Wie bei allen Managementmoden – man denke nur an die Forderung nach ‘agilen Organisationen’, ‘lernenden Universitäten’ oder ‘wissensbasierten Unternehmen’ – macht es einem der Begriff der ‘kompetenzorientierten Hochschule’ schwer, dagegen zu sein. Es würde jedenfalls für erhebliche Überraschung sorgen, wenn Kultusminister und Hochschulrektoren eine gemeinsame Erklärung verabschieden würden, in der sie sich für eine ‘Inkompetenzorientierung’ in Lehre und Forschung aussprechen. Und es wäre auch hochschuldidaktisch schwer zu begründen, weswegen es problematisch sein sollte, wenn Studenten am Ende ihres Studiums über irgendwie geartete Kompetenzen verfügen.

 

Der vollständige Beitrag als PDF: PROFIL_10_2016_Kuehl