Veröffentlicht am 12.12.16

Alle Jahre wieder: PISA-Studie als Zahlenzauber

„Dieses Ranglistensystem halte ich für absurd.“

Der Soziologe Heinz-Dieter Meyer kritisiert in der Süddeutschen Zeitung die Pisa-Studie als „eine Menge heiße Luft“. Er hält die sogar die gesamte Erhebung für gefährlich. Interview von Matthias Kohlmaier mit Heinz-Dieter Meyer in der SZ vom 5. Dezember 2016

SZ: Pisa hat den Anspruch, ein weltweites Ranking abzuliefern.

Pisa will global sein, richtig, und am liebsten von Studie zu Studie noch globaler werden und weitere Länder einbeziehen. Aber es hat doch wenig Sinn, kulturell und vom Bildungssystem her völlig unterschiedliche Länder miteinander zu vergleichen. Wenn Schüler in Land A in Mathematik schon die Differenzialrechnung behandelt haben und das Thema in Land B erst ein Jahr später drankommt, wie soll da ein sinnvoller Vergleich aussehen? Dieses Ranglistensystem halte ich für absurd. Medaillenspiegel kann man bei Olympia machen, aber nicht für die Schulen. Dafür ist die Materie zu komplex.

SZ: Pisa ist also Unsinn?

Auf jeden Fall kreiert die OECD damit eine Menge heiße Luft und führt viele Bildungspolitiker in die Irre. Jedenfalls dann, wenn Bildungspolitik hauptsächlich daran ausgerichtet wird, im Pisa-Ranking ein paar Plätze nach oben zu klettern. Pisa ist ein Kunstprodukt der Datenpräsentation.

Das gesamte Interview in der Süddeutschen Zeitung: Dieses Ranglistensystem halte ich für absurd


Kölner Wissenschaftler Matthias Burchardt: „Pisa-Studie ist manipulativer Zahlensalat“

Herr Burchardt, welche Rolle spielen die Ergebnisse der Pisa-Studie für Sie?

Gar keine. Denn der wissenschaftliche Erkenntniswert ist relativ gering und die politische Wirkung aber in Anbetracht dessen erschreckend groß.

Warum sagen die Zahlen für Sie nichts aus?

Ich halte die Studie für in hohem Maße manipulativ. Der Maßstab, für Bildung, der hier angelegt wird, ist nicht transparent. Er entspricht auf jeden Fall nicht dem Bildungsgedanken, der unsere Tradition im europäischen Raum ausmacht, der uns stark gemacht hat als Kultur- und Wirtschaftsstandort. Hier wird ein ganz anderes Bildungsmodell abgetestet und propagiert.

Das Interview im Kölner Stadtanzeiger: Pisa-Studie ist manipulativer Zahlensalat


Außer Lesen nichts gewesen

Hans Peter Klein und Julian Nida-Rümelin äußern sich zur PISA-Studie in 3sat

Deutsche Schüler lesen besser, Schweizer können sehr gut rechnen: Dämpfer für Deutschland: Nach einem zehnjährigen Aufstieg haben die Schüler bei Pisa teils schlechtere Noten kassiert. Auch die Schweiz und Österreich haben sich verschlechtert. Link zum Beitrag bei 3sat.


Alle Jahre wieder II:

Offener Brief an Andreas Schleicher

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Mitstreiterinnen und Mitstreiter,

hier können Sie den offenen Brief des Kollegen Heinz-Dieter Meyer (State University of New York) und Katie Zahedi (Principal, Linden Ave Middle School, Red Hook, New York) von 2014 auf der Website der Gesellschaft für Bildung und Wissen e.V. von 2014 unterschreiben. Die Argumente sind auch 2016 die gleichen.

Lesen Sie den Brief in englischer Sprache mit den Erstunterzeichnern.

Lesen Sie die deutsche, vom Autor autorisierte Fassung als PDF: Offener Brief an Andreas Schleicher

Unterschreiben Sie die Petition:

Nein zu PISA (offener Brief an Schleicher, 2014)


Bildung im post-gebildeten Zeitalter

Kolumne von Alexander Grau in Cicero vom 10. Dezember 2016. Früher wurde Bildung als Weg zur Selbstfindung verstanden. Ziel der Weltanschauungskrieger von OECD, IEA und der Bertelsmann-Stiftung ist jedoch die Heranzüchtung konformer Generationen. Beitrag Cicero


Sind wir zu dumm für die Welt von PISA?

Alle drei Jahre trifft eine Hiobsbotschaft unsere Schulen. Wir können angeblich nicht lesen und rechnen. Ist das wirklich so? Von Manfred Perterer in den Salzburger Nachrichten vom 10.12.2016, Beitrag in den Salzburger Nachrichten


Schluss mit diesen dämlichen Pisa-Tests!

Nach 15 Jahren Bildungsstudien wissen wir genau, was Schüler nicht können. Warum, wissen wir immer noch nicht. Das liegt auch daran, dass notorisch das Falsche gefragt wird.
Von Thomas Vitzthum, in: Die Welt vom 06.12.2016


PISA 2015 – Reformpopulismus mit Zahlen

Wenn man eine aktuell modische Vokabel benutzt, dann müsste man PISA (stets und immer) als „populistische“ Aufbereitung von Daten bezeichnen – nicht mehr und nicht weniger.  Beispiele gefällig?


Wirtschaftswoche Online. 07.12.2016

Hans Peter Klein: Was hinter PISA steckt. Die Gaukelei der PISA-Tests
Die jüngsten PISA-Ergebnisse wollen weismachen, dass die Schüler in Mathematik und den Naturwissenschaften besser werden. Ein genauerer Blick auf die Aufgaben offenbart, dass es eher um die Ostereierauffindungskomptenz geht.


Wirtschaftswoche Online. 21.12.2017

Bildungsforscher Hans Peter Klein „Die Politik verabschiedet den Bildungsauftrag
Rechtschreibschwächen, Noteninflation und Niveauverlust. Bildungsforscher Hans Peter Klein beklagt die politisch gewollte Nivellierung der Ansprüche in deutschen Bildungseinrichtungen.
Interview mit Axel Göhring