Veröffentlicht am 19.05.15

Lohnt sich ein Hochschulstudium heute noch?

Hans Peter Klein kritisiert, dass die Erhöhung der Akademikerquote zu Lasten des berufsausbildenden Systems gehe. Interview UniReport | Nr. 2 | 8. April 2015

Herr Prof. Klein, der Begriff des ‚Akademikers‘ strahlt etwas Besonderes aus – ist aber damit überhaupt ein bestimmter Bildungweg impliziert, meint man damit nicht eher einen bürgerlich-wohlhabenden Status?

Genau dies ist der Fall. Apotheker, Professoren, Lehrer, Juristen und vor allem Ärzte galten noch bis vor wenigen Jahrzehnten als die Personen, die es zu diesem bürgerlich-wohlhabenden Status gebracht hatten. Das ist die Messlatte, die man sich heute legt. Befeuert wird diese Entwicklung durch die gebetsmühlenartige Werbestrategie der OECD und Bertelsmann-Stiftung, dass angeblich nur Akademikern ein gesellschaftlicher Aufstieg mit einem sicheren und hohen Einkommen garantiert wird, die letztlich auch dem Gemeinwohl durch höhere Steuereinkommen zugutekomme.

Man spricht in der öffentlichen Debatte gerne von Akademikern, die sich im Unterschied zu NichtAkademikern prinzipiell mehr im Leben leisten können. Stimmt dieses Bild heute noch? Die derzeitige fast katastrophale Lage auf dem akademischen Arbeitsmarkt unserer südeuropäischen Freunde zeigt mehr als deutlich, dass die Forderung nach immer höheren Akademikerzahlen zum Wohl des Einzelnen und der Allgemeinheit nichts als ein schönes Märchen ist. Für die Betroffenen, die in diese Falle des weltweit agierenden akademischen Humankapitals gelaufen sind, ist die persönliche Lage ohne Perspektiven mehr als ernüchternd. Dies gilt mittlerweile auch für asiatische Länder, insbesondere für China.

Von „Ameisen ohne Job“ ist die Rede. Es reicht also nicht, einfach eine Masse von Akademikern zu produzieren, ohne dafür auch nur annähernd genügend adäquate Arbeitsplätze bereit zustellen. Auch für Deutschland dürfte es unstrittig sein, dass die Gehälter der meisten Akademiker – von Lehrern einmal abgesehen – in den letzten Jahrzehnten deutlich nach unten korrigiert wurden. Angebot und Nachfrage bestimmen halt den Preis bzw. das Gehalt. Wenn der Anwaltsgerichtshof Nordrhein-Westfalen die Praxis, junge Juristen mit einem Einstiegsgehalt von eintausend Euro im Monat zu entlohnen, schon 2007 als sittenwidrig auswies (Az2 ZU 7/07), weiß jeder, wohin der Akademikerzug rollt.

Das ganze Interview als PDF: H.P. Klein: Lohnt sich ein Hochschulstudiem noch? (Uni Report 2015)